Die Sage vom Mäuseschloss

In uralter Zeit lebte ein reicher, stolzer Graf, der aber ein Herz aus Stein in seinem Leibe hatte. Er besaß auf dem Burgstall in Holzöster ein stolzes Schloss, das seine Pracht im See spiegelte.

Damals waren harte Kriegszeiten und überall herrschte Not. In jedem Hause waren sie gleich arm und nirgendwo konnten die Allerärmsten ein Krümlein Brot finden. So gingen sie bald zum erbarmungslosen Grafen, der sie aber, sobald sie in Sichtweite der Burg gerieten, verjagen ließ.

Die Not wurde immer größer, daher wagten sich immer mehr und mehr bis vor das Burgtor. Der Graf spottete jedoch der Armen, ließ sie ergreifen und in den Hungerturm werfen. Da nun die Verstoßenen weinten und klagten und, vom Hunger gepeinigt, schrieen, dass der Graf sie an der Tafel im Rittersaal hörte, sagte er zu seinen Gästen: „Hört ihr, wie meine Getreidemäuse winseln und pfeifen!“ Sein Herz blieb verstockt, sein Gefühl das eines Steines.

Da setzte Gott dem Turm des Grafen ein Ende. Er schickte ihm so viele Mäuse ins Haus, dass das ganze Haus davon erfüllt war. Sie kamen in alle Räume und sogar ins Bett des Grafen. Der konnte sich nicht mehr helfen. Ratlos verließ er das Schloss und baute sich inmitten des Sees ein neues Haus.

Doch nicht lange währte die Sorglosigkeit des Grafen, denn die Mäuse kamen auf kleinen Brettchen über den See geschwommen und bevölkerten bald auch das neue Schloss. Es dauerte nicht lange, da neigten sich die Fundamente, die Mauern wankten, das Schloss versank mit Mann und Maus in den dunklen Fluten des Holzöstersees.